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Anmerkungen zum Online-Unterricht

Kommentar von Barbara Manke-Boesten
Was ist wichtig? – Was können wir mitnehmen? – Was bleibt? Wie muss Lernen sein?

Die Auswertung der Videokonferenzen, des Homeschooling an der Leibniz Privatschule ergibt folgendes Bild: Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben fast alle Lehrer mit ihren Schülern Kontakt per PC, Internet gehabt und zwar nicht nur einmal in der Woche für eine Stunde, sondern regelmäßig nach dem Stundenplan. Nachdem vor den Osterferien de Aufgaben und Rückmeldungen überwiegend per Mail erfolgten, begann in und nach den Osterferien der Unterricht per Teams und noch besser über die Lernplattform ItsLearning mit Teams.

Unsere Erfahrungen nach den 6 Wochen „Fernunterricht“, die von Lehrern aber auch den Schülern geteilt werden, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
1. Online-Unterricht nur über Mails ist ineffektiv.
2. Online-Unterricht mit Videokonferenzen hat dazu beigetragen, dass nicht zu große Lücken entstanden, der Kontakt zwischen Schülern und Lehrern bestehen blieb.
3. Die Abgabe und Korrektur der Aufgaben ist wichtig, muss über ItsLearning noch verbessert werden (qualifiziertes Feedback)
4. Für den Online-Unterricht ist wichtig, dass er sich nach dem Stundenplan richtet, damit auch für SuS eine Struktur vorgegeben ist. Es sollten die Mikrophone und Kameras eingeschaltet sein, dies zwingt zu einer gewissen Disziplin. Für Schüler und Lehrer ist es nicht schön, mit einem schwarzen Bildschirm zu reden.
5. Eine Struktur – analog dem normalen Unterricht – ist für den Online-Unterricht zwingend notwendig. Arbeitsblätter, Arbeitsaufträge ohne vorherige Instruktion bringen nichts. Das Thema, die Aufgabe muss erklärt werden. Deshalb ist unsere Unterrichtsstruktur mit dem Erklären des Themas und Ziels der Unterrichtsstunden, der darauf folgenden Instruktion und der Erklärung der Arbeitsaufträge dringend erforderlich. Danach bearbeiten die SuS die Aufgaben, der Lehrer bleibt online und die SuS können sich mit Fragen wieder an ihn wenden. Zum Schluss der Stunde fassen die Schüler die Ergebnisse zusammen, reflektieren ihre Vorgehensweise und der Lehrer formuliert die 3-5 Dinge, die man sich merken soll.

Die letzte Phase ist die schwierigste, weil die SuS in großer Runde sich scheuen zu reden oder gar Fragen, Unklarheiten zuzugeben. Dies ist im Klassenverband einfacher.

Allgemein lässt sich feststellen, dass das Onlinelernen nicht den Präsenzunterricht ersetzen kann. Der Satz von Hattie „Auf den Lehrer kommt es an“ hat sich bestätigt. Mimik und Gestik können am Computer nicht erfasst werden, der Lehrer kann nicht einschätzen, ob und bei wem von der Klasse die Erklärungen angekommen sind. Das aktive Wiederholen gestaltet sich schwierig.
Für gute bzw. sehr gute SuS ist das selbstständige Lernen zu Hause kein Problem, aber auch sie haben sich gefreut, wieder in der Schule und im direkten Kontakt mit dem Lehrer und den Mitschülern zu sein. Schwächere Schüler haben Lücken und diese müssen aufgefangen werden.
Nur wenigen Schülern hat die Ruhe zu Hause gefallen und sie konnten sich dadurch besser konzentrieren.
Wichtig ist
– Strukturierter Online-Unterricht mit zielorientiertem Einstieg, Instruktion, Erarbeitungsphase mit der Möglichkeit, sich beim Lehrer Hilfe zu holen und eine abschließende Reflexion über die Stunde und das Thema.
– Eine vernünftige Lernplattform, die einen Austausch ermöglicht und in die sowohl der Lehrervortrag als auch die Ziele und Aufgaben eingestellt sind.
– Technische Ausstattung der Schüler als auch der Schule mit PC, I-Pads, Videokameras, apple tv oder Ähnliches.
– Weiterarbeit an den technischen Möglichkeiten, die Instruktion visualisierbar zu machen: Aufnahmen, Einspielen von kurzen Lernvideos etc.

Wir nehmen mit, dass
– es auf den Lehrer ankommt,
– Online-Unterricht genauso eine Struktur braucht wie normaler Unterricht
– Lehrervorträge mit technischen Möglichkeiten erfahrbarer, konkreter, anschaulicher werden
– Eine Lernplattform für Lehrer und Schüler hilfreich ist.

Lernen funktioniert nur, wenn der Lehrer kompetent, vertrauensvoll und feinfühlig ist. Über den PC ein vertrauensvolles und gutes Verhältnis zu den Schülern herzustellen, ist sehr schwierig.
Anschlussfähigkeit herzustellen, d.h. zu überlegen, was wissen meine Schüler schon, wo setzte ich mit der Vermittlung neuen Wissens an, ist ebenfalls sehr schwierig, da der Lehrer in einer Videokonferenz niemals die Mehrheit der Schüler, geschweige denn alle Schüler „erfährt“, um das Vorwissen zu evaluieren. Erfahrungsgemäß tun sich die SuS sehr schwer, in großer Runde vor allen zuzugeben, was sie wissen, bzw. was sie nicht wissen und womit sie Probleme haben. Auch eine lebensechte Darstellung ohne Rückkoppelung zu den SuS gestaltet sich nicht einfach.
Auf die Bedeutung einer Struktur wurde oben schon hingewiesen, damit nicht der Online-Unterricht zu einem 45- bis 90-minütigem Vortrag des Lehrers ausartet.
Ein Methodenwechsel wie z.B. Partnerarbeit ist nicht möglich.
Üben und Wiederholen ist sicherlich durch Aufgaben über den PC gut möglich, wenn vorher die Aufgaben erklärt, eingeordnet worden sind und die SuS die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen:
Der Online-Unterricht in der jetzigen Situation war gut für alle, kann aber auf keinen Fall den Präsenzunterricht ersetzen. Alle – Lehrer und Schüler – sind froh, wieder im Klassenzimmer zu sein, zu lehren und zu lernen. Lernen als sozialer Prozess fehlte ganz, Lehren als sozialer Prozess ebenfalls. Videokonferenzen können den direkten Kontakt nicht ersetzen. Videokonferenzen in Ausnahmesituationen oder für kranke Schüler haben ihre Berechtigung aber nicht als Normalfall in der Schule. PCs, I-Pads, Kameras, apple tv, Lernvideos haben auch in der Schule ihren Platz und sollten mehr zur Visualisierung, zur Anschaulichkeit, für Präsentationen und Recherchen genutzt werden, wenn sie in ein wissenschaftliches Unterrichtskonzept eingebettet sind.

 

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